GOTTSCHALK-ABGANG: Entertainer inziniert sich als Opfer von eingeschränkter Meinungsfreiheit | WELT
Nun soll also wirklich Schluss sein. Thomas Gottschalk hat ein letztes Mal «Wetten, dass..?» moderiert. Am Samstag steht er auf einem Radlader - riesige Baufahrzeuge gehören zum Muss des Showklassikers - und wird am Ende der dreistündigen Show winkend aus der Halle in Offenburg gefahren. Wird das ZDF «Wetten, dass..?» fortführen? Der öffentlich-rechtliche Sender will das erst zu «gegebener Zeit» bekannt machen und öffnet damit viel Raum für Spekulation.
12,13 Millionen Zuschauer schauten sich Gottschalks letzten «Wetten, dass..?»-Auftritt an - ein Marktanteil von 45,3 Prozent. Bereits 2011 hatte er sich von «Wetten, dass..?» verabschiedet. Die erste Revival-Show aus Nürnberg zog dann 2021 13,8 Millionen Menschen vor den Fernseher. Die zweite Ausgabe aus Friedrichshafen am Bodensee kam auf rund 10,1 Millionen. Das gibt es also bei vielen noch, dieses Lagerfeuer-Gefühl. Aber das ist eben auch Ansichtssache. Manch Jüngerer fragt sich vielleicht, was das alles soll.
«Wir hatten eine gute Zeit zusammen», rief der 73-jährige Gottschalk den rund 2000 Menschen in der Halle zu, als er sich erstaunlich pünktlich verabschiedete. Normalerweise gehörte es zu seinem Markenzeichen, gerne auch mal zu überziehen.
Die Show bot von ihrem Ablauf her nochmal alles auf, was bei vielen Zuschauern Erinnerungen weckt: Popstars auf Weltniveau, die durchs Publikum spazieren und dann zum Flieger müssen. Schauspieler und Promi-Paare auf der großen Couch. Menschen, die verrückte Wetten präsentieren und sich die Bühne für einen ganz kurzen Moment mit Prominenten teilen. Dazwischen Moderator Thomas Gottschalk mit seiner lockeren, flapsigen Art. Gekleidet war er vergleichsweise dezent: Er trug einen Anzug in hellem Kardinalsrot und dazu Samtslipper.
Nicht dabei war dieses Mal die einstige Co-Gastgeberin Michelle Hunziker. Gottschalk sagte schon im Sommer, er wolle die Show alleine machen und zeigen, dass er keine Hilfe brauche.
Die Wettkandidaten beweisen, dass es auch nach 40 Jahren «Wetten, dass..?» noch neue, ebenso unsinnige wie beachtliche Ideen gibt. Ein Mann erkannte Hähne am Krähen. Acht Männer zogen bei der Außenwette in der Schweiz eine sieben Tonnen schwere Seilbahn zehn Meter bergauf. Wettkönigin wurde eine Frau, die frühere Wetten des Show-Klassikers anhand von bunten Strichcodes wiedererkennen konnte.
Der Moderator war gut vorbereitet - nach der letzten Ausgabe gab es Kritik, nur Hunziker habe die Sendung im Griff gehabt. Verhaspler gab es trotzdem wieder - zum Beispiel sagte Gottschalk zu Schweighöfer «Schweinsteiger». Ex-Fußballprofi Bastian Schweinsteiger wurde dann als «Bastian Schweigsteiger» vorgestellt. Gottschalk kokettierte mit seinen Versprechern: Wenn er seine Wette verliere, wolle er zehnmal am Stück Bastian Schweinsteiger sagen. In einem Instagram-Video scherzten später Schweighöfer und Schweinsteiger, tauschten ihre Vornamen und wünschten «Frohe Schweinachten». Unter einem Foto schrieb Schweighöfer: «Euer Lieblingsschauballer».
Die Sängerinnen Helene Fischer und Shirin David präsentierten gemeinsam Fischers Erfolgshit «Atemlos», der vor zehn Jahren erstmals veröffentlicht wurde. Gottschalk schlitterte dann mit Shirin David in eine Diskussion auf der Promi-Couch über Feminismus und Influencer. Die Sängerin konterte. Von Gottschalk kamen typische Schwamm-Drüber-Sätze wie: «Lass mich doch labern hier.»
Zum Schluss erklärte der Entertainer nochmal, was ihn bewog, nun endgültig Schluss zu machen mit «Wetten, dass..?»: Zum einen wolle er nicht, dass «man mir meine Gäste erklären muss». Zum anderen habe er im Fernsehen immer das gesagt, was er auch zuhause gesagt habe. Inzwischen rede er im Fernsehen anders als zuhause - weil er fürchte, dass er einen «Shitstorm» erzeugen könnte.
Gottschalk sagte zu seinem Abschied ins Publikum mit seinen großen Gesten und ausgebreiteten Armen auch: «Ich bin nicht verzweifelt, mein Leben geht weiter, und ich freue mich auf alles, was kommt.» Dank richtete er an sein Publikum, ohne dieses hätte «das alles keinen Sinn gehabt». Elstner umarmte Gottschalk zum Abschied und sagte: «Ich bin dankbar dafür, dass Du so lange durchgehalten hast.»
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