Arnold Schönbergs Erwartung, Monodram in einem Akt für Sopran und Orchester op. 17, Dichtung von Marie Pappenheim. Aufgeführt vom WDR Sinfonieorchester und der Mezzosopranistin Tanja Ariane Baumgartner unter der Leitung von Ingo Metzmacher am 13. Januar 2024 in der Kölner Philharmonie.
Arnold Schönberg - Erwartung
00:00:00 - 1. Szene: Am Rande eines Waldes. Mondhelle Straßen und Felder;
der Wald hoch und dunkel
00:02:30 - 2. Szene: Tiefstes Dunkel, breiter Weg, hohe, dichte Bäume
00:05:08 - 3. Szene: Weg noch immer im Dunkel. Seitlich vom Wege ein
breiter heller Streifen
00:07:02 - 4. Szene: Mondbeschienene breite Straße, rechts aus dem
Wald kommend. Wiesen und Felder
Tanja Ariane Baumgartner, Mezzosopran
WDR Sinfonieorchester
Ingo Metzmacher, Leitung
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Werkeinführung:
In derselben Zeit, als Schreker mit seinem »Fernen Klang« haderte, erfand sein vier Jahre jüngerer Kollege und Bekannter Arnold Schönberg eine ganz neue, expressive Form des Musiktheaters – mit dem Monodram »Erwartung«. Inhaltlich könnte dieses Stück innerhalb des 1. Akts von Schrekers »Der ferne Klang« stehen: Nachdem in der dortigen Handlung der Komponist seine große Liebe verlassen hat, sucht sie ihn vergeblich, unter anderem in einem mondbeschienenen Wald. Genau das ist das Setting von »Erwartung«. Und während Schreker die Szene nur rein musikalisch vom Orchester schildern lässt, führt Schönberg sie in seinem Monodram szenisch aus. Eine (namenlose) Frau irrt über »mondhelle Straßen und Felder; der Wald hoch und dunkel« – so die Szenenbeschreibung. Entstanden ist das Libretto zu »Erwartung« ebenfalls innerhalb von drei Wochen, aber anders als bei Schreker ist nicht Schönberg selbst der Autor. In der Sommerfrische des Jahres 1909 lernt er die 26-jährige Marie Pappenheim kennen, eine angehende Dermatologin, die unter Pseudonym Gedichte veröffentlicht hat – in Karl Kraus’ legendärer Zeitschrift »Die
Fackel«. Schönberg ist angetan: »Schreiben Sie mir doch einen Operntext, Fräulein!« Und das tut sie: »Ich schrieb im Gras liegend mit Bleistift auf großen Bogen Papier, hatte keine Kopie, las das Geschriebene kaum durch.« So stilisiert sich Pappenheim einerseits zur genialischen Könnerin. Andererseits zielt sie mit dieser Aussage auf die Struktur ihres Textes ab: Während der Suche der Frau ergießen sich ihre Assoziationen in einen expressionistischen Bewusstseinsstrom.
Hoffnung und Angst zeigen sie in einem Wechselbad der Gefühle. Die alptraumhafte Szene kulminiert darin, dass sie mit den Füßen gegen eine Leiche stößt ... derjenigen ihres Geliebten.
Laut Schönberg hat er seiner jungen Librettistin detailgenau ins Heft diktiert, wie er sich die Handlung vorstellt. Laut Pappenheim gab es nicht den geringsten Hinweis von Schönberg – »hätte ihn auch nicht angenommen«. Doch das Ergebnis spricht für sich. Schönberg vollendete die Komposition noch 1909, aber durch die großen Schwierigkeiten der freitonalen Klangsprache kam eine Uraufführung erst 1924 in Prag zustande. Dirigent: Schönbergs Schwager Alexander Zemlinsky.“
(Otto Hagedorn)
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