Klaus Kinski spricht in den 1970er Jahren die versammelte Menge als Nutzlose Fresser an und beleidigt diese damit
English title:
Klaus Kinski speaks in the 1970s before a collected team to the crowd as „Useless Eaters“ and insulted them with that
Der hat es damals auf den Tisch geknallt, wie kein anderer. Er sprach da schon von uns nutzlosen Fressern und ich frage mich woher er das Wissen hat.
Klaus Kinski und seine Ausraster haben sich ins Gedächtnis des medialen Bewusstseins gebrannt. Sei es am Filmset, auf Bühnen oder in Talkshows – das Enfant terrible ließ seinen Emotionen oftmals komplett freien Lauf. Spätestens nach den Missbrauchsvorwürfen seiner beiden Töchter Nastassja und Pola erscheint Klaus Kinski mittlerweile in einem anderen Licht. Da erscheint bei der Rückbesinnung eben nicht mehr nur der genialen Schauspieler mit cholerisch-unterhaltsamer Ader, sondern eben auch ein Mann, der sich des sexuellen Missbrauchs seiner Kinder schuldig gemacht hat. Männersache erinnert mit einer Top Ten an den Schauspieler, der am 23. November 1991 in seinem Haus im kalifornischen Lagunitas verstarb. Vor allem in seiner Zusammenarbeit mit dem österreichischen Regisseur Werner Herzog zeigte Klaus Kinski einige Wutanfälle in Reinkultur.
Doch auch auf Theaterbühnen oder in Talkshows lief er zu großer Form auf. Es reichte eine Kleinigkeit, und die Lunte war an. Versuche, diese dann noch zu löschen, waren zumeist ergebnislos. Klaus Kinski gerät am Filmset von “Fitzcarraldo“ mit einem Produktionsmitarbeiter aneinander - es geht um die Verpflegung. Der Schauspieler rastet komplett aus, während sein “Opfer“ einigermaßen cool bleibt. Kinski ist zusammen mit Schauspielkollege Manfred Krug bei Moderator Reinhard Münchenhagen und der Talkshow “Je später der Abend“ zu Gast. Der Exzentriker beschimpft Teile des Publikums - welches daraufhin applaudiert. Klaus Kinski im Interview mit einer Reporterin der ZDF-Sendung “Drehscheibe“ am 29. November 1971. Die Journalistin mag ja die besten Absichten gehabt haben, die Chose geht allerdings komplett nach hinten los.
65 Jahre kämpfte Klaus Kinski (1926-1991) mit sich selbst und dem Rest der Welt, bevor er am 23. November 1991 in Kalifornien das Zeitliche segnete - und das vermutlich ziemlich lautstark. Kann man sich doch förmlich vorstellen wie Kinski mit Petrus am Himmelstor in Streit gerät, weil erster zu wissen glaubt, dass Jesus “eine Peitsche genommen“ und einem Kritiker damit “in die Fresse gehauen“ hätte. Wer sich dieses Bild nicht vorzustellen vermag, wechselt besser vom Himmel ins Theater. Dort erlitt Kinski einen Tobsuchtsanfall, als er das Neue Testament auf die Bühne brachte und dem “Scheiß Gesindel“ entgegenschleuderte: “Das hat er gemacht, du dumme Sau!“ Da drängt sich schnell die Vorstellung des Irren vom Dienst auf, als der er in den Edgar-Wallace-Filmen mit gläsernem Blick durch die Nebel Londons wabert und plötzlich schreit: “Ich bin unschuldig!“ Ebendas war der Choleriker aber wohl nicht. So schockte Tochter Pola (69) 2013 mit Missbrauchsvorwürfen gegen ihren Vater. Auch Nastassja Kinski (60) erklärte, er habe sie als Kind mit Annäherungsversuchen beläürchtet war Kinski auch am Filmset, ein zutiefst launenhaftes Geschöpf, das einmal erklärte:
“Schlechtes Benehmen halten die Leute doch nur deswegen für eine Art Vorrecht, weil keiner ihnen aufs Maul haut.“ So geschehen beinahe im peruanischen Urwald, als Kinski 1982 “Fitzcarraldo“ drehte und dabei des Öfteren mit seinem “liebsten Feind“ und Regisseur Werner Herzog (79) aneinandergeriet. Dabei drohte nicht nur Kinski seine Wünsche nach Änderungen im Drehbuch mit Backpfeifen zu untermauern. Nach Angaben von Herzog boten die Ureinwohner an, Kinski zu töten. Wie passend da das Bild, das der Wüterich einst über seine Gefühle malte: “Meine Empfindungen sind ein einziges Chaos. Schlingpflanzen, die mich zu ersticken drohen. Dschungel, aus dem ich mich herauskämpfen muss.“ Ein ums andere Mal verhedderte er sich, krakeelte und kehrte für diverse Filmprojekte doch wieder zum herzöglichen Stoiker zurück.
Was will man von einem Mann auch erwarten, der seelenruhig seine eigenen Schuhe kocht, um sie dann zu verspeisen - also Herzog, nicht Kinski. Der verspeiste ohne zu zögern andere Filmschaffende schon zum Frühstück und den Moderator der WDR-Talkshow “Je später der Abend“, Reinhard Münchenhagen (80), sprichwörtlich zum Abendbrot. So ging er auf viele Fragen des Moderators überhaupt nicht ein, redete ihn aber immer wieder mit “Herr Münchhausen“ an. Münchhausen war eine der wenigen Rollen, in die Kinski nicht schlüpfte. Schließlich passt die Figur des Lügenbarons nicht auf einen Mann, der immer frei von der Leber weg herausposaunte, was er dachte. Das Monster (Nosferatu), den Killer (Jack the Ripper) und den Einzelkämpfer (Fitzcarraldo) mimte Kinski mit großer Überzeugung.
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