Unter der linden (Walther von der Vogelweide, 13. Jh.)
Walther von der Vogelweide setzt sich bei seinem Lied “unter der linden“ ins lyrische Ich einer Dame. Diese denkt über die Begegnung mit ihrem Geliebten freudvoll und erfüllt nach. Nur die Nachtigall war stiller Zeuge dieses beseelten Treffens - sie aber bleibt verschwiegen treu.
Knud Seckel singt und spielt auf einer romanischen Harfe
Unter der linden an der heide,
dâ unser zweier bette was,
dâ mugt ir vinden schône beide
gebrochen bluomen unde gras.
Vor dem walde in einem tal,
tandaradei,
schône sanc diu nahtegal.
Ich kam gegangen zuo der ouwe:
Dô was mîn friedel komen ê.
Dâ wart ich enpfangen, hêre frouwe,
daz ich bin saelic iemer mê.
Kuster mich? Wol tûsentstunt:
Tandaradei,
seht wie rôt mir ist der munt.
Dô het er gemachet alsô rîche
Von bluomen eine bettestat.
Des wirt noch gelachet inneclîche,
kumt iemen an daz selbe pfat.
Bî den rôsen er wol mac,
tandaradei,
merken wâ mirz houbet lac.
Daz er bî mir laege, wesez iemen
Nu enwelle got, sô schamt ich mich.
Wes er mit mir pflaege, niemer niemen
Bevinde daz, wan er unt ich,
und ein kleinez vogellîn:
tandaradei
daz mac wol getriuwe sîn.
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