Merce Cunningham: Scenario
SCENARIO
MERCE CUNNINGHAM
MUSIK “Wave Code A-Z“ von Takehisa Kosugi
CHOREOGRAPHIE Merce Cunningham © Merce Cunningham Trust
KOSTÜME, RAUM & LICHT nach Rei Kawakubo
EINSTUDIERUNG Banu Ogan, Daniel Squire
PRODUCTION CONSULTANT David Covey
REKONSTRUKTION KOSTÜME Catherine Voeffray
TÄNZERINNEN Ann-Kathrin Adam, Camille Andriot, Wun Sze Chan, Mariana Dias, Alexandra Inculet, Nicole Morel, Louisa Rachedi, Virginia Segarra Vidal
TÄNZER Jackson Carroll, Martin Chaix, Michael Foster, Marquet K. Lee, Sonny Locsin, Bruno Narnhammer, Alban Pinet
PREMIERE 28. März 2014, Opernhaus Düsseldorf
im Rahmen des Ballettabends
Merce Cunningham machte sich die Erforschung der unendlich vielen Möglichkeiten innerhalb des Bewegungsspektrums des menschlichen Körpers zur Lebensaufgabe. In seiner - zusammen mit dem Komponisten John Cage entwickelten - aleatorischen Arbeitsweise, die er seit den 1990er Jahren durch computergenerierte Bewegungsabläufe erweiterte, wurde ihm das Medium des Tanzes mit der Bewegung selbst identisch. Zugleich überschritt er stets aber die Grenzen zwischen den unterschiedlichsten Kunstgattungen, indem er zahlreiche renommierte Bildende Künstler wie Robert Rauschenberg, Andy Warhol oder Jasper Johns und Komponisten wie John Cage, David Tudor oder Earle Brown - um nur einige Namen zu nennen - gewinnen konnte, kopräsente Aufführungskonzeptionen zu seinen Choreographien zu entwerfen.
Eines der ungewöhnlichsten Stücke gelang ihm mit seinem 1997 beim Next Wave Festival an der New Yorker Brooklyn Academy of Music uraufgeführten “Scenario“ in der Zusammenarbeit mit der japanischen Modedesignerin Rei Kawakubo, die seit 1973 ihre radikal avantgardistischen Kollektionen unter dem Label Comme des Garçons präsentiert. Kawakubo erteilte Cunningham zunächst eine Absage: “Da ich überhaupt nichts von Tanz verstehe, dachte ich, ich könnte diesen Auftrag nicht annehmen.“ Während der Arbeit an ihrer Frühjahrs-/Sommer-Kollektion 1997 “Body Meets Dress, Dress Meets Body“ entschied sie dann aber doch, sich auf das Experiment einzulassen, und legte einen Entwurf vor, der mit herkömmlichen Kostümen kaum etwas gemeinsam hat: Mit extremen Ausbuchtungen und Wulsten an verschiedensten Teilen des Körpers - auf den Schultern, dem Rücken, an der Hüfte oder am Gesäß - gestaltete Kawakubo die Linien der Tänzerkörper auf ganz eigene Weise, und umgekehrt nehmen aber auch ihre Kostüme durch die Bewegungen der Körper immer neue, unvorhersehbare und manchmal auch seltsam-groteske Formen an. Zu den schier unendlich dahinfließenden Wellenbewegungen der Musik von Takehisa Kosugi, in deren schrittweise sich veränderndes Klangspektrum elektronische Wortverfremdungen von A bis Z eingestreut sind, entführt “Scenario“ den Betrachter in eine faszinierend-fremde Welt, in welcher Deformation und Schönheit auf eine ganz eigenartige Weise miteinander verschwistert erscheinen.
Das Ballett am Rhein präsentiert Cunninghams “Scenario“ als erste deutsche Compagnie. Für die Aufführungen im Opernhaus Düsseldorf wurden die Kostüme in einem aufwändigen Verfahren nach den Originalen von Rei Kawakubo rekonstruiert.
Video: Ralph Goertz
© Ballett am Rhein