Wut und Emprung sehen anders aus, oder USA sehen Nord-Stream-Zerstrung als groe Chance
Es ist schon sehr bezeichnend, wie westliche Vertreter auf die Angriffe auf die russischen Pipelines reagieren. Zwar weisen die USA, die NATO und auch die EU jegliche Schuld an der Beteiligung von sich, doch scheinen sie auch nicht sonderlich traurig über die Zerstörung der wichtigen Energieinfrastruktur für Europa. Einhellig und nahezu im exakten Wortlaut wird betont, dass die Pipelines ohnehin kein Gas geliefert haben –so geäußert von der Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, dem Pressesprecher der Bundesregierung, Steffen Hebestreit, und nun auch vom US-Außenminister.
Der Versuch der westlichen Medien eine russische Täterschaft zu konstruieren, stößt auf breiten Unglauben und sorgt für Gelächter, wenn man dementsprechende Beiträge in sozialen Medien verfolgt. Zu unglaubwürdig erscheint es den meisten, dass Russland seine eigenen, Milliarden-schweren Pipelines in die Luft jagt, obwohl es sie einfach ausstellen kann. Zudem hätte es damit sein vermeintliches “politisches Druckmittel“ zerstört.
Es ist kein Geheimnis, dass die USA seit jeher die Pipelines scharf kritisieren und alle politischen Hebel in Gang gesetzt haben, um den Bau von Nord Stream 2 zu verhindern. Viel zitiert wurde auch US-Präsident Joe Biden, der im Februar versprach, der Pipeline ein Ende zu setzen, sollte Russland in die Ukraine einmarschieren. Im US-Interesse liegt ebenso, dass eigene Fracking-Gas im großen Stil zu verkaufen, obwohl oder gerade weil dies deutlich teurer als das russische Erdgas ist und zudem weitaus umweltschädlicher, wenn man die Gewinnung und den schwierigen Transport betrachtet.
Dies bestätigte indirekt nun auch US-Außenminister Blinken, der die zerstörten Pipelines als große Chance beschrieb, die “Abhängigkeit von russischer Energie ein für alle Mal zu beenden“. Wohl nicht ganz uneigennützig betonte er, dass die US-Produktion erheblich gesteigert wurde, um Europa Flüssigerdgas zur Verfügung zu stellen.
“Wir sind jetzt der führende Lieferant von Flüssigerdgas für Europa“, so Blinken.
Ginge man davon aus, dass Russland tatsächlich der Urheber der Angriffe auf die Pipelines sei, dürfte man angesichts der massiven antirussischen Kampagne im Westen ein ebenso lautes “Geschrei“ erwarten. Stattdessen beobachtet man Beschwichtigungen, dass die Pipelines nicht mehr oder noch nicht aktiv waren. Stellt man sich die immerwährende Frage, die im Journalismus nicht fehlen sollte, “Cui bono?“, also „Wem nutzt es?“ oder “Wer hat einen Vorteil davon?“, drängt sich einem ein ganz anderer Verdacht auf.
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