Josef Gabriel Rheinberger (1839–1901): Cantilene aus der 11. Sonate d-Moll op. 148
„Klangfenster“
44 – Donnerstag,
In diesen außergewöhnlichen Wochen, in denen auch das gemeinsame gottesdienstliche Leben und die Begegnung innerhalb der Gemeinde zum Erliegen kommen, bleiben die Kirchenräume zwar zum persönlichen Gebet offen, sind aber verstummt. An vielen Orten haben Musiker nun ihre Fenster und Türen geöffnet, um ihre Musik auf die Straßen und Plätze hinaus erklingen zu lassen.
Auch in der Pfarrei St. Viktor Damme möchten wir die Kirchenfenster virtuell öffnen und so die Klänge aus der Kirche zu Ihnen bringen.
Mit der Aktion „Klangfenster“ erscheint jeden Tag ein neues Orgelstück – mal kürzere Werke, mal längere, mal mit bewegten Bildern, mal nur mit einzelnen Bildeindrücken, Musik aus allen Epochen und Stilen. Dazu jeweils ein paar Erläuterungen und Gedanken zum Musikstück.
In der Hoffnung, Ihr und Euer Leben auf diese Weise auch unter ungewöhnlichen Umständen „zum Klingen bringen“ zu können, verbunden mit den besten Wünschen
Ihr und Euer Gabriel Isenberg
Kirchenmusiker an St. Viktor Damme
Aufnahme: © Gabriel Isenberg,
Orgel von Alfred Führer Orgelbau (1975) im „Dammer Dom“ St. Viktor
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Insgesamt 20 Orgelsonaten schrieb der aus dem liechtensteinischen Vaduz stammende und in München wirkende Josef Gabriel Rheinberger. Allgemein kennzeichnet seine Sonate eher eine gewisse ästhetische Zurückhaltung, strengere Formen wie Fuge, Trio oder Passacaglia stehen als barockes Erbe neben Sätzen in der Art romantischer Charakterstücke.
Der zweite Satz der 11. Orgelsonate ist quasi eine Verquickung beider Charakteristika – zum einen erinnert er z. B. an Bachs berühmte Air aus der Orchestersuite BWV 1068 mit den kennzeichnenden Oktavfiguren im Bass, andererseits ist die melodische und harmonische Gestaltung von durch und durch romantischem Gestus. Nicht umsonst hat sich dieser Satz – auch losgelöst vom Zusammenhang der Sonate – als Ohrwurm auf den Orgelkonzertprogrammen etabliert.
Möge uns diese anrührende, gesangliche Melodie durch den heutigen Tag begleiten.